Interview mit Lehrpreisträger Simon Leuchtner
Simon Leuchtner: Tierarzt, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promovend in der Abteilung für Reproduktionsmedizin der Klein- und Heimtierklinik
v.l.n.r.: Leon Heinrich, Vorsitzender der Fachschaft; Prof. Jörg Aschenbach, Prodekan für die Lehre; Simon Leuchtner, Lehrpreisträger 2025
Bildquelle: Friederike Grasse, 2025
„Abschließend ist es mir noch wichtig zu betonen, dass die ganze Lehre nur zum gewissen Teil meine eigene Arbeit ist. Zu einem großen Teil ist es eine sehr gute Teamarbeit, die ich mit meinen Kolleg*innen zusammen erbringe.“
„In meiner Freizeit verbringe ich viel Zeit draußen mit meinem Hund, was ich sehr genieße.“
News vom 19.03.2025
Für welche Veranstaltung bekommen Sie den Lehrpreis?
Für Vorlesungen im Kleintierbereich der Reproduktionsmedizin. Ich behandele dort Themen, die die Gynäkologie betreffen, inklusive gynäkologischer Störungen und Erkrankungen, sowie Trächtigkeit, (Trächtigkeitsuntersuchungen, Trächtigkeitsstörungen) und Neonatologie.
Welche Module/Fächer/Veranstaltungen unterrichten Sie (ggf.) darüber hinaus?
Primär ist das die Kleintierreproduktion in verschiedenen Formaten: Vorlesungen, kleinere Kurse oder Wahlpflichtkurse sowie die klinische Lehre, möglichst nah am Tier, beispielsweise in der Rotation oder Propädeutik. Letztendlich sind es meistens die gleichen Themen in unterschiedlichem Rahmen und mit verschiedenem Fokus.
Seit wann sind Sie am Fachbereich? Seit wann unterrichten Sie?
Von 2016 bis 2022 habe ich selbst hier am Fachbereich studiert. In meiner Zeit als Studierender war ich seit dem 5. Semester in der Klein- und Heimtierklinik als studentische Hilfskraft tätig. Seit meinem Abschluss arbeite und promoviere ich in der Kleintierreproduktion. Die Promotion ist verbunden mit einer Tätigkeit in der Lehre. Meine erste längere Vorlesung habe ich im Frühjahr 2023 gegeben. Auch hier musste ich natürlich erst einmal lernen, wie gute Lehre gemacht wird, zumal das in jeder Klinik und an jeder Stelle anders gehandhabt wird. Hier wurde ich sehr gut von meinen Kolleg*innen eingearbeitet und konnte so relativ bald einige Aufgaben übernehmen. Das hat mir auch viel Spaß gemacht, mit den Studierenden zusammen zu arbeiten und den nächsten Schritt zu gehen: sich nicht nur Wissen anzueignen, sondern auch Wissen weiterzugeben.
„Ich hatte ja nicht nur unbekannte Gesichter vor mir sitzen“Das war recht spannend, so relativ schnell die Seite zu wechseln vom Studierenden zum Lehrenden – erst recht vor dem Hintergrund, dass ich ja nicht nur unbekannte Gesichter vor mir sitzen hatte, sondern ich viele der Studierenden kannte, mit einigen befreundet bin. Ich habe meine Rolle allerdings auch etwas anders gesehen, da ich ja kein Professor bin, der später auch Prüfungen abnimmt, sondern selbst ein Promotionsstudent bin. Und es ist schon auch ein Vorteil, dass ich noch nicht so weit vom Studium entfernt bin und es daher vielleicht noch ein bisschen besser verstehe, wie es ist, da zu sitzen und Lehre zu bekommen, was man selbst gemocht hat oder was man sich gewünscht hätte.
Womit beschäftigen Sie sich, wenn Sie nicht in der Lehre tätig sind?
In meiner Freizeit verbringe ich viel Zeit draußen mit meinem Hund, was ich sehr genieße. Mein Hund ist quasi auch ein Arbeitskollege, weil wir gemeinsam zur Jagd gehen. Die letzten Jahre ist sehr viel Zeit in seine Ausbildung geflossen. Er ist nicht nur ein guter Begleiter auf der Jagd, sondern auch wenn es um sportliche Aktivitäten draußen geht. Ich mache in meiner Freizeit Triathlon. Da ist er auch immer sehr gerne beim Schwimmen im See und Laufen an meiner Seite. Das Fahrradfahren muss er noch etwas üben.☺
„Sehr wahrscheinlich hat er die am besten kontrollierte Prostata in ganz Berlin und Brandenburg.“Ansonsten ist mein Hund ein guter Bürobegleiter und auch ein sehr guter Unterstützer meiner Lehre: Er darf regelmäßig von Studierenden untersucht werden, vor allem wenn es um eine andrologische Untersuchung geht, steht er Modell. Sehr wahrscheinlich hat er die am besten kontrollierte Prostata in ganz Berlin und Brandenburg.
Was denken Sie, machen Sie in Ihren Veranstaltungen besonders gut – also was ist es, was bei den Studierenden besonders gut ankommt?
Was natürlich allgemein in klinischen Abschnitten ein großer Vorteil ist, ist das praktische Interesse an der Arbeit eines Tierarztes und das Interesse an Tieren. Somit hat man immer einen großen Pluspunkt, wenn man mit Anschauungsobjekten arbeitet. Wenn das Anschauungsobjekt dann auch noch lebendig ist, tatsächlich dieses Krankheitsbild aufweist und damit thematisch in die Veranstaltung passt, dann ist das natürlich ein großer Vorteil.
Den Studierenden hat gut gefallen, dass wir in den beiden Lehrveranstaltungen der Trächtigkeitsuntersuchung im Hörsaal geschallt haben. Wir hatten eine tragende Hündin vor Ort und konnten das Schallgerät an den Beamer anschließen. Somit konnten wir quasi auf einer großen Leinwand schallen und zeigen, wie eine tragende Hündin von innen aussieht und die Trächtigkeitsuntersuchung sehr anschaulich erklären.
Eine weitere Veranstaltung befasste sich mit Neonatologie, Neugeborenenmedizin. Da waren Patientenbesitzer so freundlich, mit ihren acht Wochen alten Welpen in unserer Vorlesung vorbei zu kommen. Das kam natürlich sehr gut an, da schlugen die Herzen der Studierenden höher und in ihren Gesichtern konnte man sehen, dass das Oxytocin-Level sofort auf ein neues Niveau stieg.
„Das ist genau der Welpeneffekt, das funktioniert gut.“Wenn Tiere in der Veranstaltung teilnehmen, können sich die Studierenden meiner Beobachtung nach besser fokussieren und sich besser auf das konzentrieren, was gerade vor ihnen passiert. Das habe ich auch in meiner Studienzeit immer zu schätzen gewusst, etwas direkt angewandt zu sehen oder gar selbst anwenden zu können. Darüber hinaus ist es mir wichtig, nicht nur alles richtig zu erklären und zu verpacken, sondern auch auf Augenhöhe aufzutreten. Nicht alles immer nur in Fachbegriffen zu beschreiben, sondern die richtige Dosierung für die Begriffe zu finden. Ich glaube, so kann es gut funktionieren, dass man eine gute Lehre macht und am Ende alle glücklich oder zumindest zufrieden sind.
Was motiviert Sie im Hinblick auf die Lehre?
Es macht mir großen Spaß, mich in diese Themen vertieft einzuarbeiten: mich einzulesen, nochmal weiter reinzugehen in manche Abschnitte, die mir noch nicht ganz klar sind, neuere Studien sowie aktuelle Beispiele herauszusuchen. Auch überlege ich mir immer wieder gern, wie ich die Inhalte anschaulich und verständlich rüberbringen kann, so dass sich alle abgeholt fühlen und die 1,5 Stunden möglichst effektiv genutzt werden und alle mit einem Wissenszuwachs aus der Vorlesung gehen. Der schönste Lohn ist für mich, eine hohe Anwesenheit zu haben, in interessierte Gesichter zu schauen und Rückfragen zu bekommen, weil ich es geschafft habe, Interesse zu wecken.
Der schönste Lohn: hohe Anwesenheit, interessierte Gesichter und RückfragenEine Vorlesung kann ein Thema nicht vollständig und in jeglichem Detail abbilden. Vielmehr macht sie auf ein Thema aufmerksam, vermittelt die wichtigsten Dinge und weckt so bei den Studierenden ein Interesse daran, es eigenständig weiter zu erfassen. Die Techniken, wie man gewisse Themenkomplexe aufarbeitet, gilt es ebenfalls zu vermitteln. Das macht schon Spaß.
Was möchten Sie Ihren Studierenden gern über die Lehrinhalte hinaus mitgeben?
Am Beispiel Kastration von Kleintieren thematisieren wir in einer Vorlesung, wie Studien zu beurteilen und Studienlagen einzuschätzen sind und was man von welchen Studien halten kann. Dabei untersuchen wir verschiedene Studien, die auch zu ganz unterschiedlichen, teilweise gegensätzlichen Ergebnissen kommen. Diese vergleichen wir und gehen dem nach, wie es dazu kommen kann. Das ist auf alle Studien und Bereiche auszuweiten. Eine Einordnung von wissenschaftlichen Arbeiten ist wichtig. Von Tierärzten wird eine gewisse Reflexion solcher Arbeiten erwartet. Das ist ein wichtiger Punkt, finde ich.
Warum ist Ihr (Vorlesungs-)Thema Ihr Thema? Was fasziniert/interessiert Sie besonders daran?
Jeder der schon mal einen Welpen erlebt hat, kann sich die Faszination dafür sicherlich vorstellen. Wobei es mir nicht nur darum geht, dass es ein kleiner süßer Hund ist, sondern auch, dass die Medizin für Neonaten und für Junghunde sich definitiv von der Medizin für adulte Tiere unterscheidet. Es ist ein Spezialpatient und es sind auch Spezialfälle. Das fasziniert mich.
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Vorlesung/Veranstaltung? Wie fühlte es sich an, das erste Mal „auf der anderen Seite zu stehen“? Lief alles nach Plan?
Die erste Vorlesung war eine kleine Veranstaltung, 45 Minuten, und meine Kolleginnen hatten mich sehr unterstützt. Das war zum Thema Kastration. Ich hatte mir zwar eine gute Präsentation zusammengebaut, war aber dennoch sehr nervös - was man auch an meiner Stimmlage erkannte, und daran, dass ich den Pointer nicht wirklich stillhalten konnte. Aber an sich lief alles nach Plan und ich war danach ganz glücklich und dachte: “Ach ja doch, gern wieder“.
Denken Sie gern an Ihre eigene Studienzeit zurück? An was?
Ja, ich hatte hier als Student eine sehr schöne Zeit. Hier in Berlin ist es etwas schade, dass alle so weit auseinander wohnen, im Vergleich zu anderen Städten. Aber ich muss sagen, dass zu meiner Studienzeit die Partys auf dem Campus wirklich sehr ergiebig waren – was vielleicht auch ein Grund sein könnte, warum sie heute nicht mehr so lange dauern dürfen. Ich erinnere mich sehr gerne daran zurück, habe viele Freunde gewonnen und Bekanntschaften gemacht und bin sehr dankbar, dass ich hier in Berlin gelandet bin. Eigentlich wollte ich nach dem Studium zurück in die Nähe von Karlsruhe gehen, aber das steht nun erst mal nicht an. Ich bin hier sehr zufrieden.
Welche Eigenschaften haben Sie als Student an Ihren Professor*innen/Lehrenden geschätzt und gemocht? Denken Sie manchmal daran, wenn Sie lehren?
Ja, es war tatsächlich so, dass ich sehr gern zu den Lehrveranstaltungen meines jetzigen Doktorvaters gegangen bin. Er hat eine sehr anschauliche und verständliche Erzählweise, ich habe ihm einfach gerne zugehört. Das nehme ich mir schon auch als Beispiel: seine ruhige, ganz bescheidene Art, auf Augenhöhe zu lehren.
Abschließend ist es mir noch wichtig zu betonen, dass die ganze Lehre nur zum gewissen Teil meine eigene Arbeit ist. Zu einem großen Teil ist es eine sehr gute Teamarbeit, die ich mit meinen Kolleg*innen zusammen erbringe. Wir arbeiten eng zusammen, unterstützen uns gegenseitig und haben alle Spaß an der Lehre. Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Lisa, Johanna, Luisa, Elli und alle die an diesem Lehrpreis ihren Anteil haben.
Das Inteview führte Friederike Grasse.