Geboren am 5. Oktober 1926 in Leipzig, studierte er zunächst in Halle Landwirtschaft und dann von 1948 bis 1952 Tiermedizin an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, wo er im Anschluss 1952 zum Dr. med. vet. promoviert wurde und bis 1955 Oberassistent an der Chirurgischen Tierklinik war. Aufgrund der politischen Situation erfolgte 1955 ein Wechsel zunächst nach Bayern und Zürich. Im Jahr 1956 begann Kollege Wintzer als wissenschaftlicher Oberassistent an der Chirurgischen Klinik für große Haustiere der Reichsuniversität Utrecht. Unterbrochen von einem Forschungsaufenthalt an der Pennsylvania State University in Philadelphia habilitierte er sich in Utrecht im Jahre 1964. In Utrecht erwarb er sich große wissenschaftliche Meriten auf dem Gebiet der Pferdechirurgie, so dass er dort 1967 zum außerplanmäßigen Professor berufen wurde, bevor er im Jahre 1969 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Veterinärchirurgie an der Klinik für Pferdekrankheiten und allgemeine Chirurgie der Freien Universität Berlin erhielt, dem er folgte.

Von 1969 bis 1992 war Prof. Dr. Wintzer zugleich Leiter der Klinik für Pferdekrankheiten und allgemeine Chirurgie. In dieser Funktion war er maßgeblich für den damaligen Neubau der Pferdeklinik verantwortlich. Wissenschaftlich lagen die Interessensschwerpunkte von Prof. Dr. Wintzer ganz allgemein in der Großtierchirurgie und der Gerichtlichen Veterinärmedizin, speziell jedoch in den Krankheiten des Pferdes und hier bei den Bewegungsstörungen. Sein sicher wichtigstes Fachbuch „Krankheiten des Pferdes“, umgangssprachlich auch als der "Wintzer" bekannt, erreichte mit insgesamt drei Auflagen und vier Übersetzungen eine weite Verbreitung und begleitete Generationen von Studierenden in Deutschland und Europa durchs Tiermedizinstudium und darüber hinaus. Für die „Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift“ fungierte er jahrzehntelang als Mitherausgeber. Er war zudem Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften und berufsständiger Organisationen, so der Bundestierärztekammer und der Königlichen Niederländischen Gesellschaft für Veterinärmedizin.  

Neben seiner Familie, der Kunst und der Kultur galt seine ganze Liebe auch nach seiner Emeritierung „seinen beiden Fakultäten“ in Berlin und Leipzig, an deren Entwicklung er bis zum Schluss sehr rege Anteil nahm. So fungierte er 1992-1995 als Dozierender und Prüfer für das Fach Gerichtliche Veterinärmedizin an seiner Alma Mater in Leipzig und er engagierte sich sehr stark in den Freundeskreisen beider Fakultäten. Die durch die Universität Leipzig 1998 verliehene Ehrendoktorwürde sowie die Ehrenmitgliedschaft bei der Gesellschaft der Freunde und Förderer am Fachbereich Veterinärmedizin waren Dank und Anerkennung hierfür.

Wir gedenken Herrn Prof. Dr. med. vet. habil. Dr. h. c. Hanns-Jürgen Wintzer als einem herausragenden Wissenschaftler, großem Vorbild für den wissenschaftlichen Nachwuchs und weitsichtigem Wegbereiter und Gestalter. Seine Verdienste um sein Fachgebiet sowie um den Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin und um die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig werden unvergessen bleiben.

 

Uwe Rösler, Anna Kosmol und Tobias Ripp für das Dekanat des Fachbereichs Veterinärmedizin

Leo Brunnberg und Jörg Aschenbach für die Gesellschaft der Freunde und Förderer am Fachbereich Veterinärmedizin

Christoph Lischer und Heidrun Gehlen für die Mitarbeitenden der Pferdeklinik am Fachbereich Veterinärmedizin