Projektvorstellungen: „Karriereplanung von Nachwuchswissenschaftlerinnen im klinisch-infektiologischen oder lebensmittelhygienischen Bereich“
Im Rahmen einer FB-internen Förderung zur „Karriereplanung von Nachwuchswissenschaftlerinnen im klinisch-infektiologischen oder lebensmittelhygienischen Bereich“ stellen die beiden erfolgreichen Kandidatinnen ihre Projekte vor.
News vom 21.02.2022
Dr. Annegret Stock, Klinik für Klauentiere
Erregerspektrum und aktuelle Resistenzlage gegenüber antimikrobiellen Substanzen bei Nabelentzündungen des Kalbes
Download (PDF): Deutsch (557 kB) | Englisch (554 kB)
Im Rahmen des Programms zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen im klinisch-infektiologischen oder lebensmittelhygienischen Bereich des Fachbereichs Veterinärmedizin der FU Berlin erhält Frau Dr. Annegret Stock an der Klinik für Klauentiere zur Förderung ihrer Karriereplanung entsprechende Personal- und Sachmittel für eine Förderdauer von drei Jahren. Ziel des geförderten Projektes ist die Erforschung der Art und des Schweregrades von Nabelentzündungen bei neugeborenen Kälbern, wobei das besondere Augenmerk auf dem Spektrum der beteiligten bakteriellen Erreger liegt sowie deren Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika. Auf Grundlage der Ergebnisse der Untersuchungen sollen bestehende, meist auf Erfahrung beruhende, Behandlungsempfehlungen entweder bestätigt, oder neu formuliert werden. Darüber hinaus sollen die Untersuchungsergebnisse Hinweise auf das Vorhandensein und die Art betrieblicher Unterschiede liefern, die auf den einzelnen Betrieb zugeschnittene Behandlungsansätze erfordern. Neben der Behandlung spielt vor allem auch die Vorbeuge von Nabelentzündungen eine bedeutsame Rolle. Hierbei soll unter Heranziehung bestehenden Wissens aus Veterinär- und Humanmedizin abgeschätzt werden, ob gängige Methoden und zugelassene Mittel zur Nabeldesinfektion überhaupt für diesen Zweck geeignet sind. Eine gezieltere Vorbeuge und Behandlung von Nabelentzündungen dient dem Wohlbefinden der Kälber und kann zu einem reduzierten Einsatz von Antibiotika in der Kälberaufzucht beitragen und das Risiko für die Entstehung von antimikrobiellen Resistenzen verringern.
Dr. Josephine Schlosser-Brandenburg, Institut für Immunologie
Ascaris suum/Hepatitis-E-Virus-Koinfektion im Schwein – Prävalenz, klinischer Verlauf und Auswirkungen auf die Lebergesundheit
Download (PDF): Deutsch (166 kB) | Englisch (158 kB)
In dem geförderten Projekt von Frau Dr. med. vet. Josephine Schlosser-Brandenburg geht es um die gleichzeitige Infektion (= Koinfektion) des Schweines mit dem Helminthen Ascaris suum und dem eine Leberentzündung hervorrufendem Hepatitis-E-Virus. Der Darmparasit A. suum und das Hepatitis-E-Virus gehören zu weit verbreiteten Pathogenen in der Schweinehaltung. Da beide Erreger vom Tier auf den Menschen übertragbar sind und Fallzahlen humaner Hepatitis-E-Virus-Infektionen in Deutschland deutlich ansteigen, sind diese Pathogene von großem Interesse für die öffentliche Gesundheit.
Trotz gehäuften Vorkommens beider Zoonoseerreger in der Schweinehaltung, fehlen bisher Studien über das Auftreten von Koinfektionen und deren direkte Auswirkungen auf die Schweinegesundheit. Ziel des Projektes ist es daher in einem ersten Arbeitspaket, die Häufigkeit der Koinfektion mit A. suum und dem Hepatitis-E-Virus in der Schweinemast zu ermitteln, um deren Bedeutung für die Schweinebestände erstmalig einzuordnen. Um den Einfluss dieser Koinfektion auf die Schweinegesundheit näher zu untersuchen, soll in einem zweiten Arbeitspaket der Verlauf der Hepatitis-E-Virus-Infektion in zugleich wurminfizierten Schweinen analysiert werden. Bei den geplanten Untersuchungen steht die Leber im Fokus, da diese sowohl Ort der Virusvermehrung als auch Zielorgan bei der Larvenwanderung von A. suum ist. Dabei laufen in der Leber entgegengesetzte Immunantworten ab, wobei angenommen werden kann, dass aufgrund der häufigen Reinfektion mit dem Darmparasiten die Anti-Helminthen-Immunität deutlich überwiegt und infolgedessen eine inadäquate Immunantwort gegen das Hepatitis-E-Virus ausgelöst werden könnte. In einem dritten Arbeitspaket soll die Entwurmung als Interventionsmaßnahme in der Koinfektion bewertet werden. Da es weder eine Therapie noch eine für das Schwein zugelassene Impfung gegen das Hepatitis-E-Virus gibt, käme die gezielte Entwurmung einer infektionspräventiven Maßnahme gleich, sollte sich bestätigen, dass diese zur Reduktion der Virusvermehrung führen würde.
Auf Grundlage des Projektes könnten neue Ansätze zur Verringerung der Übertragung von Hepatitis-E-Viren durch gezielte Ascaris-Bekämpfungsstrategien geschaffen werden. Dies ist von hoher Relevanz für die Lebensmittelsicherheit von Schweinefleisch/-leber, sowie für die Exposition von Veterinären, Schlachthofpersonal und Landwirten.