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French-German Summer School 2024 in Lyon

Die diesjährige French-German Summer School wurde vom 1. bis zum 5. Juli 2024 von der veterinärmedizinischen Universität in Lyon, Frankreich ausgerichtet (VetAgro Sup, Campus vétérinaire de Lyon). Wie in jedem Jahr kamen Doktoranden, PhD-Studenten und Post-Docs der veterinärmedizinischen Fakultäten aus Frankreich, Deutschland, Belgien und der Schweiz zusammen

News vom 09.08.2024

Insgesamt waren es 20 Teilnehmer verschiedener Fachgebiete, die gemeinsam eine Woche verbrachten, um sich ganz dem diesjährigen Thema „Clinical trials: from animals to humans and vice-versa“ zu widmen. Das Rahmenprogramm wurde von Philippe Berny (Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der VetAgro Sup) organisiert und bestand aus Vorlesungen, Seminaren, Besichtigungen und abendlichen Aktivitäten in Lyon. Im Folgenden wird ein Überblick über die einzelnen Tage in Lyon gegeben.

  • Tag 1: Am ersten Tag ging es darum, die anderen Teilnehmer kennenzulernen und einen Einblick in die jeweiligen Forschungsgebiete zu bekommen. Dazu präsentierte jeder sein wissenschaftliches Forschungsgebiet mit den wichtigsten Ergebnissen und es fand dazu ein wissenschaftlicher Austausch statt. Die Themengebiete der einzelnen Teilnehmer waren breit gefächert und umfassten in-vitro- und in-vivo-Studien bei verschiedenen Tierarten. Es folgte eine Führung über den veterinärmedizinischen Campus in Marcy l'étoile mit Einblicken in die verschiedenen Kliniken (Pferde-, Kleintier- und Rinderklinik) und Institute. Der Tag wurde mit einem Besuch und einer Führung durch das „Musée des sciences biologiques Dr Mérieux“ für Biowissenschaften abgerundet, welches die Geschichte der Mikrobiologie und die Bedeutung des Kampfes gegen die Infektionskrankheiten aufzeigte. 1761 wurde in Lyon von Claude Bourgelat die weltweit erste veterinärmedizinische Schule gegründet. In Marcy l'étoile richtete Marcel Mérieux 1917 seine ersten Labore ein und im Laufe der Zeit gewann dieser Standort als weltweiter Exporteur von Seren, Impfstoffen und diagnostischen Tests zunehmend an Bedeutung.

  • Tag 2: Der zweite Tag befasste sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Sepsis. In einem Vortrag von Prof. V. Louzier über „One Health: Contribution of animals to the fight against sepsis” wurde die Bedeutung von Sepsis-Modellen in der präklinischen Forschung (sowohl für die Veterinär- als auch Humanmedizin) deutlich. Es schloss sich ein Vortrag zum Thema „Perfusion monitoring in sepsis“ von Dr. M. Kim und Dr. M. Magnin an, bei dem die Bedeutung der Evaluierung der Gewebeperfusion und Mikrozirkulation während einer Sepsis im klinischen Kontext dargestellt wurde. In einem Seminar zum Thema „Critical reading of clinical trials“ bekamen die Teilnehmer nützliche Tools zur Hand, worauf beim Schreiben von Publikationen geachtet werden sollte. Es folgte ein Vortrag von Dr. T. Cachon über „Animal models for human surgery“, in dem ein Überblick über verschiedene Osteoarthritis-Modelle gegeben wurde. Am Abend fand eine Führung durch die Altstadt von Vieux Lyon (Weltkulturerbe) mit Besichtigung der Basilique Notre-Dame de Fourvière, Chapelle Saint Thomas - Sainte Marie und Cathédrale Saint-Jean-Baptiste de Lyon statt. Vom Esplanade de Fourvière hatte man einen guten Blick über verschiedenen Stadtteile von Lyon, die beiden Flüsse Rhône und Saône.

  • Tag 3: Der dritte Tag umfasste schwerpunktmäßig die Themengebiete Dermatitis und Onkologie. Prof. D. Pin lekturierte über „The dog as a model for human genodermatoses”, wobei Ähnlichkeiten zwischen dem caninen und humanen Genom aufgezeigt und ein Überblick über durch Genmutationen verursachte Hauterkrankungen gegeben wurden. Es folgte ein Vortrag von Dr. M. Mosca über „Atopic dermatitis: human-dog comparative pathology“, in dem die Pathophysiologie der atopischen Dermatitis bei Menschen und Hunden beschrieben und ein canines atopisches Dermatitis-Modell vorgestellt wurden. Anschließend referierte Dr. C. Escriou über Schlaganfälle bei Hunden („Towards a better characterization of spontaneous canine cerebrovascular accidents (CVA): a prospective pilot study”), wobei der Nutzen multimodaler MRT-Bildgebung zur Evaluierung perakuter neurologischer Anzeichen, die durch zerebrovaskuläre Störungen (CVA) hervorgerufen werden, sowie der daraus gezogene Nutzen für die humanmedizinische Forschung aufgezeigt wurden. Der Nachmittag widmete sich dem Thema Onkologie, wobei Prof. F. Ponce über „Comparative oncology“ und Prof. P. Berny über „Preclinical and clinical studies in veterinary oncology – a link to human oncology” referierten. Hierbei wurde deutlich, dass die Untersuchung spontaner Tumormodelle einen Nutzen sowohl für die Veterinär- als auch die Humanmedizin bringen kann.

  • Tag 4: Am vierten Tagwurde über das Thema „Placebo effect in animals: myth or reality?“ diskutiert. Unter der Leitung von Prof. J.-F. Gueyffier and Prof. C. Prouillac fand einWorkshop zum Placebo-Effekt in der veterinärmedizinischen klinischen Forschung statt („Workshop on placebo in clinical research in animals“), wobei die Teilnehmer selbst Versuchsprotokolle für klinische Studien erarbeiten sollten, in denen ein herkömmliches Medikament gegen ein Placebo getestet werden sollte. Danach fand eine Führung durch die Zellkulturlabore des Institutes für Pharmakologie und Toxikologie der VetAgro Sup statt, in denen neue Medikamente hergestellt und klinische Versuche durchgeführt werden. Es folgten ein Seminar über „Regulatory, practical considerations in the design of clinical trials” von Dr. S. Charaoui, in der das Studiendesign einer klinischen Studie in Hinblick auf spezifische Fragestellungen diskutiert wurde, sowie eine Statistik-Vorlesung über „Equivalence Tests in Clinical Research“. Am Abend fand ein Dinner in Vieux Lyon im Restaurant „Bouchon Les Lyonnais” mit typischerLyoner Küche statt. Neben dem Restaurant auf dem Platz der Cathédrale Saint-Jean wurde gerade für den Kinofilm „Charles de Gaulle“ gedreht.

  • Tag 5: Am letzten Tag der Summer-School wurden die Gesetzesgrundlagen und ethischen Aspekte klinischer Forschung in der Veterinärmedizin am Beispiel der VetAgro Sup in einem Vortrag („Regulatory ethical aspect of veterinary clinical trials – Example of VetAgroSup: Which research for which context?“) von Dr. S. Vidal dargestellt und von den Teilnehmern diskutiert. Es schloss sich ein Besuch des “Musée d'Histoire de l'Enseignement Vétérinaire de Lyon“ an, wobei verschiedene veterinärmedizinische Präparate der Veterinär-Anatomie und Instrumente der historischen Sammlung angeschaut werden konnten. Anschließend war Zeit zur freien Verfügung und weitere Stadtexkursionen waren möglich. Am Abend wurde das Fußball EM-Viertelfinale Deutschland vs. Spanien geschaut, bei dem Deutschland zwar verloren hat, aber Frankreich gegen Portugal überzeugen konnte und man in der ganzen Stadt spürte, wie Lyon vor den Bildschirmen mitfieberte

Insgesamt war es eine interessante Woche und tolle gemeinsame Zeit in Lyon, sowohl fachlich als auch persönlich, mit Einblicken in verschiedene Forschungsgebiete und Diskussionen verschiedener Sichtweisen unter dem „One Health“-Aspekt. Es wurde deutlich, dass (prä-)klinische Modelle nötig sind, um die Mechanismen verschiedener Erkrankungen (besser) verstehen zu können und dass aus diesen ein Nutzen sowohl für die Veterinär- als auch die Humanmedizin gezogen werden kann. Der Zeitraum der Reise hätte spannender nicht sein können: Es fanden sowohl die Parlamentswahlen in Frankreich als auch die Tour de France statt und auch die Olympischen Spiele 2024 standen quasi vor der Tür.

Ich möchte mich herzlich bei Prof. Philippe Berny und der VetAgro Sup in Lyon für die Organisation der diesjährigen Summer-School als auch beim Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin für die Möglichkeit, die Summer-School besuchen zu können, bedanken. Die nächste French-German Summer School 2025 findet voraussichtlich in Gießen statt. Eine Teilnahme kann ich jedem (egal ob gerade mit der Doktorarbeit gestartet oder Post-Doc) empfehlen, der sich wissenschaftlich weiterentwickeln, seinen Horizont in Bezug auf die veterinärmedizinische Forschung erweitern sowie dazu noch neue Kontakte knüpfen und eine (neue) Stadt kennenlernen möchte.

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