Die Königliche Tierarzneischule in Berlin im Spiegel der Reiseführer und Stadtbeschreibungen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Die Königliche Tierarzneischule gehörte zu den Prestigeobjekten der preußischen Residenz, Friedrich Wilhelm II. war der Bauherr, der Direktor des Oberhofbauamts, Carl Gotthard Langhans, der Architekt und die Ausmalung wurde dem Direktor der Akademie der Künste, Christian Bernhard Rode, übertragen. (s.a.http://library.vetmed.fu-berlin.de/digiarch/einzelansicht49.html) Bei dieser hochkarätigen Besetzung verwundert es nicht, dass die Tierarzneischule bald nach ihrer Eröffnung in den Kanon der Sehenswürdigkeiten der Stadt Berlin aufgenommen wurde.
Ausführliche Reiseführer gab es in Berlin seit der „Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten und der umliegenden Gegend“ von Friedrich Nicolai, die dieser erstmals 1769 verlegte. Eine erste Erweiterung erschien als zweibändiges Werk 1779. 1786 war der Umfang schon auf drei Bände angewachsen und es lagen bereits Übersetzungen ins Französische vor. Bis 1821 entstanden noch mehrere Auflagen unter Mitarbeit Valentin Christian Schmidts. Nicolais ausführliche Texte bildeten den unverzichtbaren Grundstock zu vielen der Reiseführer und Stadtbeschreibungen, die gerade in den 1780er und 1790ern vermehrt geschrieben wurden. Eine weitere wichtige Reihe waren die erstmals 1793 erschienenen Führer Johann Daniel Friedrich Rumpfs und ab 1806 die Arbeiten Johann Christian Gädickes. Dabei sind zwei verschiedene Ordnungskriterien zu beobachten: Die meisten Fremdenführer erschließen die Sehenswürdigkeiten nach ihrer geographischen Lage, häufig in Form von Stadtspaziergängen. Einige andere Werke hingegen führen die einzelnen Objekte und Institutionen in alphabetischer Reihenfolge – quasi lexikalisch - auf. Fast alle Autoren der Stadtguiden sind als Vertreter der Aufklärung bekannt und schreiben als Berliner über ihr eigenes Lebensumfeld. Dadurch werden die Reiseführer auch zu wichtigen und recht aufschlussreichen Zeugnissen des Berliner Stadtlebens im frühen 19. Jahrhundert. In der Reihe der Baedecker-Reiseführer erhielt Berlin bereits im ersten „Handbuch für Reisende durch Deutschland“ von Karl Baedecker mit 23 Seiten vergleichsweise große Aufmerksamkeit, allerdings entstand diese Reihe erst am Ende des hier behandelten Zeitraums. Der erste Baedecker-Band, der allein Berlin gewidmet war, kam erst 1878 auf den Markt.
Die Königliche Tierarzneischule wird nach der Eröffnung 1791 fast in allen Reiseführern erwähnt, obwohl sie am Rande des eigentlichen Stadtgebiets in der Spandauer Vorstadt lag. Dabei werden manchmal nur die Aufgaben der Institution beschrieben, häufig jedoch wird auch auf die Bauten verwiesen, vor allem auf das Hörsaalgebäude von Carl Gotthard Langhans. Die Anlage der Tierarzneischule in einem ehemaligen Garten- oder vielmehr Parkgelände stellte einen weiteren Anreiz dar, auch als Auswärtiger dieser Einrichtung einen Besuch abzustatten.
Viele der erhaltenen Reiseführer sind mit Stichen - oder seltener mit Aquatinta-Drucken – illustriert, manchmal mit ganzen Serien der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Eine Ansicht der Tierarzneischule sucht man zwar vergeblich in den Reiseführern, gleichwohl war sie aber fester Bestandteil der Stichserien mit Berlinansichten, die auch einzeln vertrieben wurden.
Alle erfassten Bände befinden sich im Zentrum für Berlin-Studien, Breite Str. 36, Berlin. Die Signaturen beziehen sich ebenfalls auf diesen Standort, fast ausnahmslos werden die Bände im dortigen Sondermagazin aufbewahrt.
Autorin: Carola Aglaia Zimmermann (2005)
Als Quelle diente u.a.:
Berlin oder Darstellung der interessantesten Gegenstände dieser Residenz : ein Handbuch für Fremde und Einheimische / mit einem ... Grundriss von Sotzmann.
von Johann Daniel Friedrich Rumpf.-
2., umgearb. Aufl. - Berlin : Oehmigke , 1798.- XXVIII, 228, 72 S. : Ill.